" Die Fußstapfen im sandigen Boden könnten kaum größer sein. Sie zu füllen wird nicht leicht. Zum Glück zeigt der Vorgänger des anstehenden Blockbusters, was funktioniert und was nicht.
Für kaum ein Spiel macht sich der allgemeine Wunsch nach einer Fortsetzung in den vergangenen Jahren so deutlich bemerkbar wie bei Red Dead Redemption. Das umfangreiche Western-Epos konnte nicht ohne Grund Topwertungen einfahren und gilt auch heute noch als eine beliebte Referenz für gelungene "Open World"-Konzepte.
Eigentlich stehen die Chancen gut, dass Red Dead Redemption 2 noch eine Schippe obendrauf packt. Auch der neue Trailer lässt vermuten, dass euch ein ähnlich intensives Abenteuer wie im Vorgänger bevorsteht. Doch damit diese Rechnung aufgeht, sollten sich die Entwickler der Stärken des ersten Teils voll bewusst sein und diese weiter ausbauen. Denn es sind ganz bestimmte Aspekte, die Red Dead Redemption zu etwas Besonderem machen.
Die vielen Gesichter des Wilden Westens - Zwischen Romantik und dreckiger Realität
Betrachtet ihr Red Dead Redemption als Ganzes, fällt schnell auf, dass es sich einer breiten Palette von Western-Klischees bedient. Während ihr einerseits ruhige Abschnitte erlebt, die in ihrer Leichtigkeit schon fast an "Unsere kleine Farm" erinnern, erlebt ihr auf der anderen Seite brutale und düstere Szenen, die euch das rohe Bild eines erbarmungslosen Lebens aufzeigen.
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Die Mischung aus romantisierten Einblicken und moralischen Abgründen bietet den idealen Nährboden für spannende Geschichten und starke Emotionen. Um hier an die bleibenden Eindrücke des Vorgängers anknüpfen zu können, sollte Red Dead Redemption 2 unbedingt den etablierten Grundton und dessen breites Spektrum beibehalten.
Ausmaße der Handlung
Und wenn wir schon bei der Handlung sind, betrachten wir doch auch einmal die Dimensionen von Red Dead Redemption. Einen Großteil seiner Faszination verdankt das Rollenspiel nämlich dem zeitlichen Ausmaß der Erzählung. Anstatt nur einen Bruchteil aus dem Leben des Protagonisten kennenzulernen, durchlauft ihr immer wieder neue Lebensabschnitte und nehmt so an der stetigen Festigung und Veränderung seines Charakters Teil.
Dass sich Red Dead Redemption so groß und bedeutend anfühlt, rührt sicher auch daher, dass ihr die Hauptfigur über einen langen Zeitraum begleitet. Und je länger diese Reise ist, umso besser versteht ihr ihre Entscheidungen. Außerdem gewinnt jede Handlung spätestens dann an zusätzlichem Gewicht, wenn Jahre später ihre Konsequenzen abzulesen sind. Diese Tragweite darf Red Dead Redemption 2 gerne weiter auf die Spitze treiben.
Lieber ein Ende mit Schrecken als Schrecken ohne Ende
Wir haben gelacht, geweint und gewütet. Kaum ein Spieler kann behaupten, dass Red Dead Redemption ihn nicht an irgendeinem Punkt im Spiel emotional packen konnte. Das liegt natürlich zum Teil an den bereits beschriebenen Aspekten, aber auch an der Handlung selbst. Denn diese hält sich nicht gerade zurück in Sachen Tragik.
Anders tragisch ist allerdings das Ende von Red Dead Redemption. Denn auch hier sind sich die meisten einig: Es zieht sich stark in die Länge. Und als wären ein paar der Minispiele nicht während des Spielverlaufes schon anstrengend genug gewesen, dürft ihr am Schluss noch einmal eine Art Compilation der uninteressantesten Mechaniken durchlaufen, bevor die Reise ihr turbulentes Ende findet. Irgendwie wird das Finale dem Rest des Spieles dabei nicht ganz gerecht - zumindest was die Abläufe betrifft. Da bleibt nur zu hoffen, dass Rockstar Games aus diesem Fehler gelernt hat und ihn in Red Dead Redemption 2 nicht wiederholt.
Location, Location, Location
Der bereits beschriebene zeitliche Umfang von Red Dead Redemption spiegelt sich auch im Ausmaß der Kartengröße wider. Das Gefühl einer weiten und zum Teil unerforschten Welt passt hervorragend zur Stimmung des Wilden Westens. Dass es den Entwicklern gelungen ist, diese riesigen Weiten mit passenden und vor allem abwechslungsreichen Inhalten zu füllen, ist jedoch noch viel bemerkenswerter.
Immer wieder gelangt ihr in neue Gebiete und findet andere Voraussetzungen vor. Das Leben der Menschen ist nicht überall gleich. Der allgemeine Ton und die Stimmung variieren und auch kulturelle Unterschiede sind oft deutlich abzulesen. Hinzu kommen Abweichungen im Klima, sowie andersartige Ausprägungen in Sachen Flora und Fauna. Alleine schon der Moment, in dem ihr das erste Mal über die Grenze nach Mexiko geht, macht unmissverständlich klar, dass dieser Aspekt ein absolutes Muss für die Fortsetzung darstellt.
Die richtigen Minispiele
Wie bereits bei den Bedenken hinsichtlich des Endes angedeutet, bewegen sich nicht alle Minispiele in Red Dead Redemption auf dem gleichen Niveau. Besonders die Arbeiten rund um die Farm können zumindest aus spielerischer Sicht nicht so ganz überzeugen. Doch in der Summe stellen diese Fehltritte glücklicherweise die Ausnahme dar.
Denn an den richtigen Stellen warten nicht nur unterhaltsame, sondern auch durch ihre Natur geradezu für ein Thema dieser Art prädestinierte Minispiele und ergänzen das Spielgefühl um elementare Eindrücke. Hierzu zählen beispielsweise Pokerpartien, die in bester Westernmanier gerne einmal ausarten, aber auch einfache Beschäftigungen, wie ein schneller Drink an der Bar. In Red Dead Redemption 2 dürft ihr sicher ähnliche Freizeitaktivitäten erwarten. Bleibt nur zu hoffen, dass sich diese eher auf dem Niveau von Pokerspielen als dem der Kuhpflege aus dem Vorgänger bewegen.